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Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem (Rm 12,21

Auslegung der Jahreslosung für das Jahr 2011

Die Direktheit vieler biblischer Verse aus den Briefen des Apostels Paulus ist immer wieder bemerkenswert. Das gilt auch und insbesondere für jenen Ausspruch, der uns als Jahreslosung durch das vor uns liegende Jahr begleiten wird: „Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem", lesen wir im 12. Kapitel des Römerbriefes.

Es gibt biblische Worte, von denen man aufgewühlt wird und denen man sich nicht zu entziehen vermag. Das trifft für mich auch auf den zitierten Vers zu. Paulus überliefert uns eine scheinbar eindeutige Anweisung für viele verschiedene Wegstrecken unseres gesamten Lebensweges. Zugleich jedoch berührt der Apostel mit diesen wenigen Worten nichts weniger als die fundamentale Frage nach dem Bösen und nach dem Guten.

Die Kraft, die viele Menschen aus diesem Bibelvers schöpfen, verdeutlicht sich schon dadurch, dass diese Worte Woche für Woche als Taufspruch in vielen Kirchen verlesen werden. Es gibt viel Böses in unserer Welt, das ist nicht zu leugnen - und die Erinnerung daran, dass das Böse durch das Gute zu überwinden ist, entfaltet (als Mahnung und als Verheißung zugleich) einen tiefen Sinn für jeden Menschen, der durch die Taufe in die christliche Gemeinde aufgenommen wird.

Was aber sind „das Böse" und „das Gute"? - Das ist eine Frage, die den Menschen immer wieder neu bewegt hat und auf die entsprechend unterschiedliche Antworten gegeben worden sind.

Es gibt keine hinreichende Definition der genannten Begriffe des „Guten" und des „Bösen", und jeder Mensch wird die Fragen, die sich ihm im Zusammenhang mit dem zitierten Bibelvers stellen, anders beantworten. Ein noch kleines Kind empfindet ganz andere Dinge als böse und als gut im Vergleich etwa zu einem greisen Menschen, und beide können dennoch auf die zuvor aufgeworfene Frage richtige Antworten geben.

Insofern ist es für mich ein anderer Schwerpunkt, der zur entscheidenden Botschaft dieses Verses aus dem Römerbrief wird: Das Böse kann überwunden werden, und es ist unsere Verantwortung, dazu einen Beitrag zu leisten.

Ja, es gibt einen Ausweg aus dem scheinbar endlosen Teufelskreis der sinnlosen Gewalt, die uns immer wieder tief erschreckt und vor der wir nicht selten scheinbar ohnmächtig zurück-scheuen. Böses begegnet uns heute durch Wort und Tat in vielerlei Gestalt und an vielen Orten auf unserer weiten Welt. Kriege und der internationale Terrorismus, aber zum Beispiel auch die maßlose Gier in weiten Teilen der internationalen Finanzbranche werden in den Medien immer wieder thematisiert. Umso wichtiger ist es, sich die aufmunternden Worte zu verdeutlichen, die in dem Vers des Römerbriefes ebenfalls zu lesen sind.

Das Böse ist nicht von Dauer, wir können, ja wir sollen uns dafür einsetzen, das Gute zu stärken - und das ist ein zutiefst ermutigender Auftrag. Ich bin davon überzeugt, dass wir alle dazu beitragen können, dass Gutes entsteht, wächst und voll aufblüht - Schritt für Schritt, Tag für Tag. Im Grunde genommen ist der Vers aus dem Brief des Paulus eine Umschreibung des Gebotes der Nächstenliebe: Von der Nächstenliebe lesen wir vor allem in den Evangelien, aber auch in zahlreichen anderen biblischen Schriften - und die Nächstenliebe ist es, in der sich die wesent-liche Botschaft unserer friedvollen Religion offenbart. Nächstenliebe: Eine herrliche Gabe, zu der wir befähigt und verpflichtet sind, etwas absolut Gutes - und zudem eine Tugend, die viele Gesichter kennt.

Die helfende Hand, die man der pflegebedürftigen Nachbarin reicht; der Kuchen, den man für eine Seniorengruppe in einer Kirchengemeinde backt; der Informationsstand, an dem man Spenden für seinen gemeinnützigen Verein sammelt; die ehrenamtliche Arbeit, mit der man sich für eine Notunterkunft obdachloser Menschen oder für eine Suppenküche einsetzt; die finanzielle Spende, mit der man eine Organisation der internationalen Entwicklungszusammen-arbeit unterstützt: Alles das und vieles weitere sind Beispiele für freudigen Einsatz für die Mitmenschen, also: für gelebte Nächstenliebe. - Deshalb: Tun wir Gutes, jeden Tag ein bisschen, alle gemeinsam und jeder so gut und so umfassend wie er es vermag!

Es gibt viel Böses in unserer Welt. Wichtiger aber ist die zugleich beim Apostel Paulus auf-geschriebene Verheißung: In unserer Welt gibt es viel Gutes. Gutes, das eine ungeahnte Kraft zu entfalten vermag. Gutes, mit dem wir deshalb das Böse überwinden können. Gutes, das wir auch im kommenden Jahr tun können und sollen. Gottes Segen!

Ihr

Volkmar Klein MdB