Für das Magazin "idea" habe ich den folgenden Kommentar geschrieben als Antwortwort auf die Frage, ob die CDU nach der Wahl in Niedersachsen ihr Profil ändern müsse: Man muss sich immer fragen, ob man die eigenen Wertvorstellungen richtig rüberbringt und ob man darauf aufbauend die richtigen Antworten auf die jeweils aktuellen Fragen hat. So gestellt halte ich diese beliebte Journalistenfrage aber für ziemlich unsinnig und bei ein paar hundert anders abgegebenen Stimmen in Niedersachsen wäre sie auch gar nicht gestellt worden. Und wer innerhalb der CDU gerne ständig vermeintliche Defizite kultiviert, der wird schnell von weniger gut meinenden Zeitgenossen als Kronzeuge zum Nachweis genau dieser vermeintlichen Defizite zitiert.
Wie soll sich die CDU denn ändern? Da gibt es zum einen die Empfehlung, mehr Großstadtpartei zu sein. Zur erfolgreichen Zeit von Petra Roth in Frankfurt war die CDU-Programmatik aber keine andere als heute. Nur hat Petra Roth nicht lamentiert, sondern ihre Großstadt erfolgreich gestaltet.
Dann gibt es die Empfehlung, die CDU müsse mehr christlich sein. Aber wann zuvor waren denn an so exponierten Positionen engagierte evangelische Christen tätig wie heute? Sieht man denn nicht, dass Generalsekretär Hermann Gröhe als langjähriges EKD-Ratsmitglied da wirklich profiliert ist und dass Fraktionsvorsitzender Volker Kauder einer der weltweit Engagiertesten gegen die Verfolgung von Christen ist? Für beide gilt: Sie lamentieren nicht über angeblich zu wenig C, sondern sie handeln danach. Das gleiche gilt für viele andere auch.
Für die CDU ist eine Änderung ihres Profils genauso unnötig wie die ständige Diskussion darüber. Statt dessen müssen wir in der CDU alles daran setzen, unser Profil zu zeigen. Wir müssen viel mehr darüber reden, dass für uns das christliche Bild vom Menschen Basis ist. Dass wir Würde und Freiheit des einzelnen Menschen als Ausgangspunkt für Entscheidungen setzen und deshalb einerseits keinen zurücklassen wollen und andererseits Reglementierung und Bevormundung ablehnen. Die CDU ist stark, wenn es darum geht, politische Entscheidungen sowohl an christlichen Grundwerten, wie auch an ökonomischer Realität zu orientieren. Genau das braucht Deutschland.